Was war ich aufgeregt – mit Delfinen auf Mauritius schwimmen, Koalas in Queensland im Arm halten, Wale beobachten und am Grand Canyon stehen. Das waren ganz gewiss große, wenn nicht bisher die größten Erlebnisse meines kleinen Lebens. Auf jeden Fall waren es großartige Erlebnisse. Doch dann kam Corona und änderte alles. Mir zumindest haben die Ereignisse schon etwas Demut beigebracht. Denn plötzlich schätze ich Dinge, die vorher für mich völlig selbstverständlich waren, wieder mehr.
Singend und fast der Extase nahe tanzte ich gestern durch die Wohnung. Ich machte mich für ein ganz besonderes Date fertig. Denn seit 12. März war es das erste Mal, dass ich meine beste Wien-Freundin wieder sehen sollte. Obwohl die mich in jedem Restaurationsstadium kennt und im Pyjama schon genauso gesehen hat wie in der großen Abendrobe, war es doch etwas Besonderes. Wir wollten uns dann schon am Zebrastreifen vor dem Café Schuhmeier, unserer Stammhütte im 16. Bezirk, in die Arme fallen. Gerade noch rechtzeitig bremsten wir uns ein und winkten uns fast ein bisschen schüchtern zu. Masken auf und rein in den Gastgarten. Hinsetzen, nach drei Sekunden die Masken vom Gesicht reißen und erleichtert seufzen: “Diese scheiß Masken” – synchron. So fand unser erstes Live-Zusammentreffen nach neun Wochen seinen Anfang. Und immer dabei: dieses Gefühl der Dankbarkeit für etwas so Selbstverständliches wie Frühstücken in einem Kaffeehaus.
In der Stammhütte waren die ebenso froh, uns zu sehen, wie umgekehrt. Wir gönnten uns das größte Frühstück ever und schüttelten über unserem Prosecco die Köpfe. Einweg-Speisekarten, keine Salz- und Pfefferstreuer, Verwirrung, wann denn nun Masken getragen werden und wann nicht und ganz viel Mitleid und Respekt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie. Denn die können eben nicht nach drei Sekunden ihre Masken abnehmen, sondern tragen die Dinger den ganzen Tag. Eine Unanehmlichkeit, die sie aber trotzdem in Kauf nehmen. Schließlich ist es besser, einen Job zu haben und dabei Maske zu tragen, als keinen Job zu haben. Was Letzteres betrifft, so haben Bianca und ich uns zum Ziel gesetzt, die heimische Gastronomie zu retten. Und gleich noch ein Glas Prosecco bestellt. Und morgen geht’s dann zum Wirt unseres Vertrauens. Ganz selbstlos, versteht sich.
Euch eine schöne Woche,
die Frau Hilmbauer